Journalist*innen von ARD, WDR und der Süddeutschen Zeitung haben Ende Februar im Rahmen des „Forever Pollution Project“ eine Karte mit 1.500 mit PFAS verschmutzten Orten in Deutschland veröffentlicht. Die sogenannten PFAS, eine Stoffgruppe aus per- und polyflourierten Chemikalien, stehen im Verdacht, Krebs zu verursachen, unfruchtbar zu machen und das Immunsystem zu schwächen. Die Stoffe verbleiben sehr lange in der Umwelt und laut Bundesumweltministerin Steffi Lemke ist eine Sanierung von verschmutzten Orten „fast nicht möglich“. Die Bundesregierung hat Anfang Februar gemeinsam mit vier weiteren EU-Staaten vorgeschlagen, die gefährlichen Stoffe, die unter anderem in Löschschaum, Regenjacken, Burgerpapier und Kosmetik enthalten sind, nach einer Übergangsfrist zu verbieten. Allerdings gibt es bereits viele verschmutzte Orte und PFAS sind in der Umwelt sehr mobil.
Unter den 1.500 verschmutzten Orten in Deutschland befinden sich auch zwei in Kamen. Laut Tagesschau wurde im Jahr 2020 im Körnebach eine PFAS-Belastung von 15 ng pro Liter und in der Seseke sogar eine Belastung von 282 ng pro Liter nachgewiesen. Bei der genannten Verschmutzung in der Seseke handelt es sich um die stärkste im ganzen Kreis Unna.
In Frankreich und den USA findet bereits an bestimmten Orten ein umfassendes PFAS-Monitoring statt. In Deutschland testen nur einzelne Behörden regelmäßig bestimmte Gewässer auf Rückstände der sogenannten Ewigkeitschemikalie. Dabei haben die Reporter*innen vom „Forever Pollution Project“ mehrere hundert Orte in Deutschland identifiziert, die potenziell verschmutzt sein könnten.
Die Gefahr durch PFAS ist vielen Bürger*innen erst seit Kurzem bekannt und es herrscht große Verunsicherung. Wir bitten die Verwaltung deshalb um einen Bericht und die Beantwortung folgender Fragen:
– Wann ist die Verwaltung das erste Mal auf eine PFAS-Verschmutzung in Kamen aufmerksam geworden?
– Ist eine Sanierung der belasteten Orte geplant? Wurden bereits belastete Orte saniert?
– Die Messungen an den belasteten Orten sind aus dem Jahr 2020. Werden an den belasteten Orten regelmäßige Messungen durchgeführt? Werden regelmäßig Bodenproben entnommen?
– Werden auch an anderen Orten regelmäßige Messungen durchgeführt und Bodenproben entnommen?
– Ist mit einer konkreten Gesundheitsgefahr für Kamener*innen zu rechnen? Wurden Einwohner*innen informiert?
– Wie ist es zu erklären, dass die PFAS-Belastung der Seseke auf dem Kamener Stadtgebiet mehr als 3-mal so hoch ist wie im restlichen Kreis Unna?
– Ist ein Austritt von Stoffen aus der Stoffgruppe PFAS in die Umwelt in der Vergangenheit im Kamener Stadtgebiet bekannt?